Verfasst von: Marika Muster | 19. April 2010

Osteopathie – den Schmerzursachen auf der Spur

Die halbseitigen Kopfschmerzen von Sabine N. deuten auf eine Migräne hin, neun Jahre lang ist sie entsprechend behandelt worden. Osteopathie-Expertin Kathy Lemburg (www.osteopathie-ottensen.de) aus Hamburg findet durch fragen, bewegen und ertasten jedoch heraus, dass eine Blockade im Fuß und der dadurch verursachte Beckenschiefstand, der verkrampfte Nacken und die überstrapazierte Augenmuskulatur für die Beschwerden verantwortlich sind. „Die reinste Detektivarbeit“, sagt sie.

Zusammenhänge erforschen

Patienten zeigen oft intuitiv dorthin, wo es am meisten weh tut und deuten an, ob der Schmerz ziehend, stechend oder großflächig ist,“ sagt die Physiotherapeutin und Heilpraktikerin mit 13 Jahren Berufserfahrung.

Der Schwerpunkt der Osteopathie, die vor über 120 Jahren von einem amerikanischen Arzt entwickelt wurde, liegt jedoch darin, mit den Händen nach Veränderungen in Gelenken, Muskeln, im Bindegewebe und inneren Organen zu suchen, die mit akuten Beschwerden zusammen hängen können. „Manchmal fühlt sich eine Körperpartie warm oder kalt an, weich oder fest, feucht oder trocken,“ erklärt sie. „Ich teste aber auch die Gesamtspannung und ob Gelenke und Organe frei beweglich sind.“ Mit verschiedenen Massage- und Drucktechniken werden die Blockaden dann gelöst.

Wann hilft die Osteopathie?

Viele Patienten begeben sich erst dann in osteopathische Behandlung, wenn sie schon mehrere andere Behandlungen ausprobiert haben. Dabei hilft die Manualtherapie nicht nur bei unklaren Schmerzen, sondern auch bei orthopädischen Beschwerden und bei der Vor- und Nachsorge von Operationen. Die Methode ist übrigens auch für Kinder geeignet. Es wird sogar empfohlen, Babys direkt nach der Geburt von einem Spezialisten durchchecken und gegebenenfalls behandeln zu lassen. Und wo sind die Grenzen der Behandlungsmethode? „Einen Verschleiß, etwa durch Arthrose, kann man nicht rückgängig machen, aber man kann die Beschwerden lindern“, sagt Kathy Lemburg.

Wie findet man eine gute Praxis?

Da der Begriff Osteopath nicht geschützt ist, sollten Sie nach der Ausbildung fragen, die vier bzw. fünf Jahre dauert. Außerdem ist es wichtig, dass Sie sich ernst genommen fühlen und der Behandler mit Schulmedizinern Hand in Hand arbeitet. Der Preis pro Stunde liegt bei ca. 60-80 Euro (für Zuzahlungen fragen Sie bitte Ihre Krankenkasse). Erste Erfolge stellen sich bei den meisten Patienten schon nach ein oder zwei Sitzungen ein.

Wie können Sie sich auf den Termin vorbereiten?

Wenn Sie den Behandler bei seiner Detektivarbeit unterstützen möchten, dann beobachten Sie sich selbst: Welche Beschwerden habe ich, wann werden sie besser oder schlechter? Gibt es Zahn-, Kiefer-, Magen- oder Darmbeschwerden? Bei Frauen: Tauchen Kopfschmerzen in Verbindung mit dem Zyklus bzw. der Pille auf? Habe ich Hornhaut durch Überlastung (z.B. durch Absatzschuhe)? Trinke ich genug? Nehme ich Medikamente? (Beipackzettel mitnehmen) Mit solchen Informationen helfen Sie dem Behandler, die tatsächlichen Schmerzursachen schnell aufzuspüren und zu beseitigen.

Extra-Tipp: Um Fehlhaltungen vorzubeugen, ist es sinnvoll, ergonomische Möbel zu verwenden (siehe Kasten). Einseitige Bewegungen (z.B. die Tasche immer rechts Tragen) und Gewohnheitshaltungen (z.B. Bein unterschlagen beim Sitzen) können mit sanften Bewegungen ausgeglichen werden, z. B. durch Übungen aus dem „Mental Balance“, dem Feldenkrais, dem Yoga oder auch individuellen Rückenkursen (meist von Krankenkassen bezuschusst).

Osteopathie für Kinder

Wer mit seinem Baby bzw. Kind einen Osteopathen aufsuchen möchte, findet bei dem Verein „Osteopathische Kindersprechstunde e.V.“ Linktipps und eine Vielzahl an Adressen von auf Kinder spezialisierten Therapeuten in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

http://www.osteopathische-kindersprechstunde.de

Verfasst von: Marika Muster | 19. April 2010

Die homöopathische Reiseapotheke – was muss mit in den Urlaub?

Wochenlang haben Sie sich auf den Urlaub gefreut, auf entspannte Tage am Meer, Sport in den Bergen oder einen kulturellen Städtetripp. Doch dann kommt alles anders: Schon auf der Reise macht der Körper schlapp, weil der Stress des Arbeitsalltags abfällt, das fremde Essen liegt schwer im Magen, der Strandbesuch endet mit Sonnenbrand und juckenden Insektenstichen. Und dann? Ganz einfach: Sie holen Ihre gut sortierte Reiseapotheke aus dem Koffer und die Beschwerden sind schnell vergessen.

Schulmedizin oder natürliche Heilmittel?

Wer zu Hause mit homöopathischen Mitteln gute Erfahrungen gemacht hat, will auch auf Reisen dem Prinzip treu bleiben“, sagt Michael Aulbach vom Fachverband Deutscher Heilpraktiker Landesverband Berlin-Brandenburg. Wer noch keinen Kontakt mit den natürlichen Helfern hat, sollte jedoch erstmal einen Heilpraktiker oder Arzt mit dem Schwerpunkt Homöopathie aufsuchen und sich mit der alternativen Heilkunde vertraut machen.

Was gehört ins Gepäck?

Egal ob Deutschland, Spanien oder Thailand, die meisten Apotheken müssen homöopathische Mittel in bestimmten Potenzen erst zeitaufwändig bestellen. In einigen Gegenden, z.B. in arabischen Ländern, ist es schwierig, überhaupt solche Mittel zu bekommen. Daher ist es sinnvoll, sich schon vor der Reise ein SOS-Set mit 10-15 Mitteln in Form von Globuli (kleine Kügelchen) zusammen stellen zu lassen, dass auf Ihre individuellen Bedürfnisse und das Reiseland abgestimmt ist. Das geht am einfachsten in Apotheken, die auf Homöopathie spezialisierte sind. Dort können Sie sich auch günstig kleine Mengen (2 ml) in handliche Röhrchen abfüllen lassen. Das gesparte Geld können Sie in ein Täschchen investieren, in der die Glasröhrchen sicher verstaut sind.

Tipps für unterwegs

Wer in eher kalte oder heiße Länder fährt, sollte die Röhrchen in einer mit Aluminium ausgekleideten Tasche verstauen, denn homöopathische Mittel sind sehr sensibel. „Ihre Wirkung behalten sie am besten bei Temperaturen von ca. 19-23 Grad“, sagt Aulbach. „Da es im Bauch von Flugzeugen in großen Höhen sehr kalt ist, sollte man Globuli auch lieber mit ins Handgebäck nehmen.“ Außerdem sollte man am Flughafen darum bitten, dass homöopathischen Mittel nicht durch die Röntgenschläuse müssen. Der Hinweis darauf, dass es sich um Medikamente handelt, hilft meist schon.

Im Fall der Fälle

Die Dosierung ist abhängig von den Beschwerden. In der Regel sollten drei bis fünf mal täglich drei Kügelchen genommen werden, bis eine Besserung eintritt. Eine Erstverschlimmerung darf nicht länger als einen Tag dauern und nach spätestens drei bis vier Tagen sollten sich die Beschwerden deutlich verbessert haben. Ansonsten unbedingt zum Arzt gehen! Bei akuten Infektionen, Fieber oder großem Flüssigkeitsverlust (z.B. bei Durchfällen und Erbrechen) sollte ebenfalls ein Experte konsultiert werden.

Und was kann man vor der Reise tun? „Ich halte nichts von homöopathischen Impfungen“, sagt Aulbach, „da die Mittel anhand eines Symptombildes verordnet werden, eignen sie sich im klassischen Sinn nicht zur Prävention.“ Dafür sollte man besser auf schulmedizinische Impfungen zurück greifen.

Diese Mittel helfen Ihnen auf Reisen:

  • Reiseübelkeit (Flugzeug, Auto, Seekrankheit) – COCCULUS (vorbeugend); TABACUM (akut)
  • Schlafstörungen durch Jetlag – NUX VOMICA
  • Durchfall oder „Nahrungsmittelvergiftung“ – ARSENICUM ALBUM; OKOUBAKA
  • Sodbrennen nach Alkoholgenuss – NUX VOMICA
  • Verdorbener Magen – NUX VOMICA; PULSATILLA
  • Sonnenbrand oder andere Verbrennungen – CANTHARIS
  • „Sonnenstich“ – BELLADONNA
  • Insektenstiche – APIS MELLIFICA; LEDUM PALUSTRE
  • Bindehautentzündung – EUPHRASIA OFFICINALIS
  • Folgen von Unterkühlung oder Durchnässung – DULCAMARA
  • Beginnender Infekt – ACONITUM
  • Fieber – ACONITUM; BELLADONNA; FERRUM PHOSPHORICUM
  • Muskelkater – ARNICA MONTANA
  • Nasenbluten – PHOSPHORUS
  • Schürfwunden – ARNICA; CALENDULA (infiziert)
  • Zerrungen – ARNICA; RHUS TOXICODENDRON
  • Verletzung durch Seeigel – LEDUM PALUSTRE


Extra-Tipp:

Für Familien auf Reisen lohnt sich „Die homöopathische Schülerfibel“ von Christian Lucae und Michael Teut, in der die 12 wichtigsten Mittel zusammengestellt sind (für 7 Euro erhältlich unter http://www.naturundmedizin.de)

Verfasst von: Marika Muster | 19. April 2010

Sauberes Wasser für alle!

Alles begann 2005, als der ehemalige Mittelfeldspieler des FC St. Pauli Benjamin Adrion bei einem Trainingslager auf Kuba war. Dort erfuhr er von der problematischen Trinkwassersituation und wollte helfen. Gesagt, getan: Er rief den Verein „Viva con Agua de Sankt Pauli e.V.“ (Leben mit Wasser von Sankt Pauli) ins Leben und schon ein Jahr später konnten in Kubas Hauptstadt Havanna 153 Kindergärten und 4 Sportstätten mit Trinkwasserspendern ausgestattet werden.

Konzerte und Kicken für sauberes Trinkwasser

„Viva con Agua“ (kurz VcA) setzt sich für sauberes Trinkwasser und bessere Sanitäranlagen in Entwicklungsländern ein sowie für Umweltschutz und Aufklärung zum Thema Wasser. Die Organisation versteht sich zudem als offenes Netzwerk und als Plattform für Eigeninitiative in der Entwicklungshilfe. Und das Konzept geht auf! Der Verein hat weltweit 12 Projekte umgesetzt und zahlreiche Niederlassungen von Berlin bis Basel. VcA versteht sich übrigens nicht als ‚Non-Profit‘-, sondern als ‚All-Profit‘-Organisation‘. „Bei uns profitieren alle Beteiligten“, erklärt Christian Wiebe (37), Pressesprecher und überzeugtes Mitglied des Vereins. „Spender und Künstler haben Spaß, Menschen in armen Ländern erhalten Zugang zu sauberem Trinkwasser.“

Die Spenden kommen hauptsächlich durch kulturelle und sportliche Events zustande. Bands wie „Wir sind Helden“ oder „Fettes Brot“ unterstützen VcA bei Benefizkonzerten. Hamburger Locations wie das „Schmidt Theater“ machen Events möglich und Clubs wie das „Uebel & Gefährlich“ oder der legendäre „Pudel Club“ sorgen für Partylaune. Bei großen Festivals können Besucher ihre Pfandbecher in die Sammelboxen werfen, die der Verein dann in Bares umtauscht. Da der FC St. Pauli offizieller Unterstützer des Projektes ist, gibt es natürlich auch Benefizfußballturniere. Außerdem veranstaltet der Verein regelmäßig Spendenläufe wie den 39tägigen Wassermarsch von Hamburg nach Basel und die „Viva con Agua Wassertage“, ein Charity-Festival über zwei Wochen.

Nachhaltigkeit steht im Vordergrund

Alle Projekte werden in Zusammenarbeit mit der Welthungerhilfe (WHH e.V.) umgesetzt. Christian Wiebe: „Die Welthungerhilfe hat ein professionelles Netzwerk und gute Kontakte zu Partnern vor Ort, zum Beispiel zu Bau-Unternehmen. Wir sind kreativ und haben frische Ideen. Das ergänzt sich sehr gut.“ Innerhalb von fünf Jahren konnte VcA so etwa 50.000 Menschen den Zugang zu sauberem Trinkwasser ermöglichen, z.B. durch den Bau von Brunnen in Äthiopien, Benin, Madagaskar, Nicaragua und Kambodscha, durch Quelleinfassungen in Ruanda und Ecuador sowie ein neues Trinkwassersystem in Tadschikistan. Aktuell soll in Kenia der Bau eines Felsregenfangs ermöglicht werden. Auch in Haiti soll eine nachhaltige Trinkwasserversorgung aufgebaut werden, sobald der Katastrophenschutz seine Arbeit getan hat.

Um noch mehr Gelder in Entwicklungshilfe-Projekte fließen zu lassen, hat das Team um VcA-Initiator Benjamin Adrion eine weitere tolle Idee entwickelt: Wasser für Wasser! Ab Ende März gibt es das offizielle „Viva Con Agua Quellwasser“ in einer schicken blauen 0,3-Liter-Flasche. Das Wasser, das es in „laut“ und „leise“ (mit und ohne Kohlensäure) gibt, stammt aus der Husumer Quelle, also aus der Region. Zu kaufen gibt es das kühle Nass in Kneipen und im Handel im Großraum Hamburg. Die Gewinne fließen zum Teil in die neu gegründete „Viva con Agua Stiftung“, mit der noch mehr Nachhaltigkeit garantiert werden soll, zum anderen in den Ausbau des Vereins und aktuelle Projekte.

Info-Kasten:
„Willst du dabei sein? Auch du bist der Tropfen!“
Mach mit beim offenen Netzwerk von Viva con Agua:
http://www.vivaconagua.org, http://www.myspace.com/vovaconagua

oder spende Geld Hamburger Sparkasse | BLZ: 200 505 50 | Konto: 12 68 135 181

Viva con Agua e.V. ist als gemeinnützig anerkannt

Schul-Info: Anderthalb Kilometer können ganz schön lang sein!

Leider ist es nicht selbstverständlich, ausreichend sauberes Wasser zur Verfügung zu haben, schon gar nicht in der unmittelbaren Umgebung. Laut UN-Standard wird es schon als menschenwürdig angesehen, wenn jemand nicht weiter als 1,5 Kilometer von der nächsten Wasserquelle entfernt ist. Um zu testen, wie weit das ist, legt „Viva con Agua“ diese Strecke mit Schulklassen bis zu einem Bach zurück. Der Hinweg ist dabei noch kein Problem. Doch der Rückweg soll mit gefüllten Kanistern zurück gelegt werden – so ein 10-Liter-Kanister kann verdammt schwer und anderthalb Kilometer verdammt lang werden!

Verfasst von: Marika Muster | 19. April 2010

Bio-Lebensmittel – Warum sie wirklich gesünder sind

Bio-Lebensmittel – Warum sie wirklich gesünder sind
Dr. Andrea Flemmer
Humboldt-Verlag, 190 Seiten, 9,90 Euro
ISBN 9-783899-941807

Diplom-Biologin und Fachautorin Andrea Flemmer fasst in ihrem kleinen Büchlein alles zusammen, was man über bio wissen sollte: Was bio eigentlich bedeutet, welche Siegel es gibt, wie die Umstellung von konventioneller auf ökologische Landwirtschaft funktioniert und wie im In- und Ausland kontrolliert wird. Sie gibt außerdem einen Überblick zu möglichen gesundheitlichen Schäden durch Pestizide und Zusatzstoffe in konventionellen Lebensmitteln, etwa Allergien, Neurodermitis, Asthma oder Krebs. Auch auf die Problematiken Gentechnik, Antibiotika und Bestrahlung von Lebensmitteln geht sie ein.

Schließlich erklärt die Autorin, warum Bio-Lebensmittel meist teurer sind als konventionelle Produkte und gibt konkrete Einkaufs-Tipps, etwa, wann sich der Griff zu Bio-Waren besonders lohnt. Fazit: Ein guter Einstieg für alle, die sich von der konventionellen Lebensmittel-Industrie nicht länger in die Irre führen lassen wollen.

Verfasst von: Marika Muster | 19. April 2010

Tierisch gut!

In Hamburg machen seit einiger Zeit Plakate in Bussen und Bahnen darauf aufmerksam, dass eine vegetarische bzw. vegane Ernährung nicht nur gesünder ist, sondern auch die Umwelt schützt. Verde erklärt, welche Vorteile eine „teirfreie“ Kost hat, welche Ernährungsweisen es gibt, räumt mit hartnäckigen Vorurteilen auf und gibt Tipps für die Umstellung.

Laut Umfragen des Vegetarierbund Deutschland (Vebu) sind über 6 Mio. Deutsche Vegetarier, Tendenz steigend. Dabei gibt es verschiedene Formen einer fleischarmen bzw. fleischlosen Ernährung. Der Ovo-Lakto-Vegetarier meidet beispielsweise nur Fleisch und Fisch, der Lakto-Vegetarier zusätzlich Eier. Der Ovo-Vegetarier verzichtet auf Fleisch, Fisch, Milch und Milchprodukte. Am ausgeprägtesten ist der Veganer mit einem Verzicht auf alle von Tieren stammenden Lebensmittel wie Fleisch, Fisch, Milch, Eier und Honig sowie viele Fertigprodukte, in denen tierische Stoffe verwendet werden (z.B. Gelatine in Gummibärchen). Veganer achten meist auch darauf, dass Gebrauchsgegenstände wie z.B. Lederwaren, Wolle oder Seide aus artgerechter Tierhaltung stammen oder gar nicht in Produkten enthalten sind (z.B. vegane Schuhe).

Hinzu kommen natürlich Mischformen. So bezeichnen sich viele Menschen als Vegetarier, die auf Fleisch verzichten, aber Fisch essen. Andere essen zu Hause weitestgehend vegan, machen aber auf Reisen, bei Einladungen oder auch aus gesundheitlichen Gründen Ausnahmen. Wie streng man die eine oder andere Ernährungsform auslebt, hängt vom Umfeld, den Möglichkeiten im Alltag und vor allem von der Motivation ab. Denn die Beweggründe für eine vegetarische bzw. vegane Lebensweise sind vielfältig.

Gute Gründe eine „tierfreie“ Ernährung

Die meisten Menschen verzichten aus gesundheitlichen Gründen auf Fleisch und / oder Milchprodukte. Denn anders als uns die Industrie gerne mit Werbesprüchen wie „Fleisch, ein Stück Lebenskraft“ oder „Die Milch macht’s“ weiß machen will, gilt der übermäßige Verzehr von tierischen Eiweißen inzwischen als Hauptursachen für eine Reihe von Zivilisationskrankheiten. Dazu gehören laut Studien neben Krebs und  Herz- & Kreislauferkrankungen auch Diabetes, Gicht, Rheuma, Stoffwechselstörungen und Allergien.

Auf der anderen Seite halten sich hartnäckig Vorurteile, dass eine vegetarische Ernährung zu Mangelerscheinungen führt, z.B. bei der versorgung mit Eisen, Zink, Kalzium und B12. Der „Vebu“ verweist jedoch darauf, dass die 2003 veröffentlichte Studie der ADA (American Dietetic Association) feststellt, dass „eine gut geplante vegane oder andere Art der vegetarischen Ernährung für jede Lebensphase geeignet ist, inklusive während der Schwangerschaft, Stillzeit, Kindheit und in der Pubertät.“ Eine ausgewogene, vollwertige vegetarische Ernährung besteht aus Eiweißen, Fetten, Kohlenhydraten, Vitaminen und Mineralstoffen in ausreichender Menge.

Neben Reis, Nudeln und Kartoffeln sollte viel frisches Gemüse auf dem Speiseplan stehen. Für viel Eiweiß sorgen dabei alle Arten von Hülsenfrüchten wie Linsen, Erbsen und Bohnen. Tipp: Um Blähungen zu vermeiden, die Gerichte mit geeigneten Gewürzen zubereiten (z.B. Kümmel, Cumin). Als Fleischersatz eignen sich zudem Tofu und Seitan. Solche Ersatzprodukte sollte man allerdings nur in Maßen genießen, da einige Menschen auch Soja bzw. Gluten schlecht vertragen.

Wer unsicher ist, was gut in den Speiseplan passt, kann natürlich auch einen Ernährungsberater befragen (z.B. die telefonische Ernährungsberatung des Vebu), öfter mal in ein vegetarisches Restaurant gehen, einen vegetarische Kochkurs besuchen oder „Vegi-Treffs“ (z.B. über Volkshochschulen, Krankenkassen). Für Einsteiger eignet sich besonders die Broschüre „So geht’s vegetarisch – jetzt einsteigen!“ des Vebu oder ein vegetarisches Kochbuch.

Umweltschutz auf dem Teller

Viele Menschen essen aber auch aus ethischen Gründen „tierfrei“. Der Fleischverbrauch, der in den letzten zwanzig Jahren drastisch gestiegen ist, erfordert eine effektive Fleischgewinnung über Massentierhaltung. Vor allem der Verbraucherwunsch nach immer billigeren Fleisch- und Wurstwaren führt direkt zu noch schlechteren Bedingungen für die Schlachttiere. Die Qualen reichen von engem Eingesperrtsein, dem Fehlen von Ruheplätzen, der Verkümmerung von Körperteilen, der nicht artgemäßen Nahrung bis hin zu Transporten unter lebensunwürdigen Bedingungen und einem qualvollen Tod. Wer nicht auf Fleisch und Fisch verzichten möchte, sollte auf Bio-Fleisch zurück greifen. Das Bio-Siegel steht für eine artgerechte Tierhaltung. Dort werden auch keine Antibiotika oder Hormone eingesetzt, die in der normalen Massentierhaltung unerlässlich sind und über das Fleisch in unseren Organismus gelangen. Qualen erleiden übrigens auch die Hühner, die eingesperrt werden, um Eier zu legen und auch die Vorstellung, dass Kühe künstlich schwanger gehalten werden müssen, um Milch zu produzieren, sollte dem einen oder anderen doch durchaus zu denken geben.

Auch „Welthunger“ und Umweltschutz hängen mit unserem Fleischkonsum zusammen. Laut Vebu könnten mit 1 Hektar Kartoffeln 11 Menschen mit genügend Eiweiß und 17 mit genügend Kalorien versorgt werden, durch Viehzucht dagegen nur maximal 2,5 Menschen, da aus 10 kg wertvollem Getreide nur 1 kg Rindfleisch gewonnen werden kann. Auch der Wasserverbrauch ist wesentlich höher. Für die Produktion von einem Kilo Rindfleisch werden nach Vebu-Angaben 15 m³ Wasser benötigt, für ein Kilo Getreide nur 0,4-3 m³ Wasser.

Weitere Umweltschäden entstehen dadurch, dass die Tierhaltung mit erhöhten Treibhausgas-Emissionen verbunden ist. Nach Untersuchungen der Universität Gießen könnte ein vegetarischer Lebensstil den Ausstoß hingegen um bis zu 50 Prozent reduzieren. Auch die Rodung von großen Regenwaldflächen für den Anbau von Tierfutter sorgt für große Schäden. Viele Lebewesen verlieren ihre Lebensgrundlage, außerdem geraten der Wasserhaushalt und das Klima durch derart massive Eingriffe aus dem Gleichgewicht.

Schritt für Schritt zum Glück

Wer etwas für die eigene Gesundheit, die Tiere und die Umwelt tun möchte, muss ja nicht gleich von heute auf morgen zum Vollzeit-Veganer werden. Es ist besser, sich Schritt für Schritt an die neue Ernährungsweise zu gewöhnen. Vielleicht versuchen Sie mal nur noch einmal pro Woche Fleisch oder Fisch zu essen und auf Wurstwaren weitestgehend zu verzichten. Es gibt eine Reihe von leckeren Ersatzprodukten, die Sie im Bio-Laden oder online kaufen können. Einigen Menschen hilft es auch die anonymen Wurst- und Fleischwaren als Tier zu betrachten oder nur Produkte zu kaufen, wo das Tier noch als solches erkennbar ist. Meist isst man dann automatisch weniger davon. Andere nutzen auch die Vorstellung, nur so viel zu essen wie sie selber jagen könnten (wenn man noch in der Steinzeit leben würde). Wenn man das realistisch betrachtet, würde man selbst als sportlicher Mensch wohl keine allzu große Beute machen. Zumindest nicht so viel, dass es morgens das Wurstbrot, Mittags das Schnitzel, abends die Hähnchennuggets und zwischendurch das Fischbrötchen rechtfertigen würden.

Auch die Reduktion von Milchprodukten und Eiern ist nicht schwierig. Wer einmal leckere vegane gegessen hat, wird das schnell merken. Außerdem kann es Sinn machen, sich einmal vorzustellen, wie man selbst behandelt werden möchte. Spätestens bei diesem Gedanken schmeckt das Tofu-Schnitzel viel besser als das echte.

Mehr Infos zum Thema vegetarische bzw. vegane Ernährung finden Sie unter
http://www.vebu.de
http://www.vegetarisch-einkaufen.de

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