Die halbseitigen Kopfschmerzen von Sabine N. deuten auf eine Migräne hin, neun Jahre lang ist sie entsprechend behandelt worden. Osteopathie-Expertin Kathy Lemburg (www.osteopathie-ottensen.de) aus Hamburg findet durch fragen, bewegen und ertasten jedoch heraus, dass eine Blockade im Fuß und der dadurch verursachte Beckenschiefstand, der verkrampfte Nacken und die überstrapazierte Augenmuskulatur für die Beschwerden verantwortlich sind. „Die reinste Detektivarbeit“, sagt sie.
Zusammenhänge erforschen
„Patienten zeigen oft intuitiv dorthin, wo es am meisten weh tut und deuten an, ob der Schmerz ziehend, stechend oder großflächig ist,“ sagt die Physiotherapeutin und Heilpraktikerin mit 13 Jahren Berufserfahrung.
Der Schwerpunkt der Osteopathie, die vor über 120 Jahren von einem amerikanischen Arzt entwickelt wurde, liegt jedoch darin, mit den Händen nach Veränderungen in Gelenken, Muskeln, im Bindegewebe und inneren Organen zu suchen, die mit akuten Beschwerden zusammen hängen können. „Manchmal fühlt sich eine Körperpartie warm oder kalt an, weich oder fest, feucht oder trocken,“ erklärt sie. „Ich teste aber auch die Gesamtspannung und ob Gelenke und Organe frei beweglich sind.“ Mit verschiedenen Massage- und Drucktechniken werden die Blockaden dann gelöst.
Wann hilft die Osteopathie?
Viele Patienten begeben sich erst dann in osteopathische Behandlung, wenn sie schon mehrere andere Behandlungen ausprobiert haben. Dabei hilft die Manualtherapie nicht nur bei unklaren Schmerzen, sondern auch bei orthopädischen Beschwerden und bei der Vor- und Nachsorge von Operationen. Die Methode ist übrigens auch für Kinder geeignet. Es wird sogar empfohlen, Babys direkt nach der Geburt von einem Spezialisten durchchecken und gegebenenfalls behandeln zu lassen. Und wo sind die Grenzen der Behandlungsmethode? „Einen Verschleiß, etwa durch Arthrose, kann man nicht rückgängig machen, aber man kann die Beschwerden lindern“, sagt Kathy Lemburg.
Wie findet man eine gute Praxis?
Da der Begriff Osteopath nicht geschützt ist, sollten Sie nach der Ausbildung fragen, die vier bzw. fünf Jahre dauert. Außerdem ist es wichtig, dass Sie sich ernst genommen fühlen und der Behandler mit Schulmedizinern Hand in Hand arbeitet. Der Preis pro Stunde liegt bei ca. 60-80 Euro (für Zuzahlungen fragen Sie bitte Ihre Krankenkasse). Erste Erfolge stellen sich bei den meisten Patienten schon nach ein oder zwei Sitzungen ein.
Wie können Sie sich auf den Termin vorbereiten?
Wenn Sie den Behandler bei seiner Detektivarbeit unterstützen möchten, dann beobachten Sie sich selbst: Welche Beschwerden habe ich, wann werden sie besser oder schlechter? Gibt es Zahn-, Kiefer-, Magen- oder Darmbeschwerden? Bei Frauen: Tauchen Kopfschmerzen in Verbindung mit dem Zyklus bzw. der Pille auf? Habe ich Hornhaut durch Überlastung (z.B. durch Absatzschuhe)? Trinke ich genug? Nehme ich Medikamente? (Beipackzettel mitnehmen) Mit solchen Informationen helfen Sie dem Behandler, die tatsächlichen Schmerzursachen schnell aufzuspüren und zu beseitigen.
Extra-Tipp: Um Fehlhaltungen vorzubeugen, ist es sinnvoll, ergonomische Möbel zu verwenden (siehe Kasten). Einseitige Bewegungen (z.B. die Tasche immer rechts Tragen) und Gewohnheitshaltungen (z.B. Bein unterschlagen beim Sitzen) können mit sanften Bewegungen ausgeglichen werden, z. B. durch Übungen aus dem „Mental Balance“, dem Feldenkrais, dem Yoga oder auch individuellen Rückenkursen (meist von Krankenkassen bezuschusst).
Osteopathie für Kinder
Wer mit seinem Baby bzw. Kind einen Osteopathen aufsuchen möchte, findet bei dem Verein „Osteopathische Kindersprechstunde e.V.“ Linktipps und eine Vielzahl an Adressen von auf Kinder spezialisierten Therapeuten in Deutschland, Österreich und der Schweiz.